Solche Bäume sind im Wald keine Seltenheit. Ein Sturm hat der Fichte die Spitze abgebrochen. Und in dem Moment ist klar: Dieser Baum wird nicht sein wie andere Bäume. Er wird sich nicht wie sie grade in die Höhe strecken können. Die Zukunft ist ihm genommen. Oder doch nicht? Denn da ist ja noch ein Seitentrieb. Er macht sich umso stärker und tritt an die Stelle des abgebrochenen Hauptstammes. Vielen Menschen geht es wie diesem Baum. Sie bekommen eine Diagnose, sie müssen sich behandeln lassen und es ist ihnen gesagt, dass ihr Leben hinterher nicht mehr dasselbe sein wird. Und manchmal nimmt die Krankheit ihnen ausgerechnet das, was sie am liebsten tun. Es bricht eine Welt zusammen. Aber gerade dann kommt es darauf an zu entdecken, welche anderen Begabungen ich besitze, und sie stark zu machen. Ein Mitsänger von mir hatte Krebs und musste an den Stimmbändern operiert werden. Nach der Operation konnte er nicht mehr singen. Das hat ihn sehr belastet. Doch irgendwann hat er seine Trompete aus Kindertagen rausgeholt und sich gesagt: "Hat Gott mir nicht noch viele andere Begabungen geschenkt?"
Trost - Ehrlichkeit - Hoffnung. Das sind nur drei der Worte, mit denen Kinder Steine für unseren Raum der Stille im Untergeschoss des Klinikums beschriftet haben. Und doch umschreiben sie so viel, worum es mir in der Seelsorge geht. Leider befindet sich das Klinikum Uelzen seit Beginn der Corona-Pandemie in einer Ausnahmesituation. Isolation ist das Gebot der Stunde. Und das erschwert den Kontakt zu Ihnen als Patienten. Um Ihnen dennoch kleine geistliche Impulse an Ihr Krankenbett zu bringen, werde ich darum auf dieser Homepage immer wieder mal kurze Texte und Gedanken verfassen.